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Anis Online Ausstellung: Zeichnungen von Heinke Vollers

(25.01.2007) Ich traf Heinke Vollers 1999 in Kiel, wo wir damals beide lebten. Es waren die ersten Jahre, in denen ich viel schrieb. Jede Woche waren neue Ideen da und ich zeigte Heinke „Die Abenteuer des Theo Fieberbrain“. Der Plan war, einen Verlag zu finden und die Geschichten mit ihren Illustrationen zu veröffentlichen. Leider war mir das nicht gelungen. Es ist schwer, gleichzeitig künstlerisch kreativ zu sein und einen Verlag zu suchen. Vor Kurzem nahm ich mir die Zeichnungen noch einmal vor und fand sie zu schön, um sie in der Schublade zu lassen. Nach wie vor bin ich sehr dankbar dafür, dass diese Zeichnungen existieren und dass Heinke sie für meine Geschichten gemacht hat. Die Bilder unten sind teilweise mit Links versehen, wenn sie zu Texten gehören, die bereits auf Anis Online publiziert sind. Dank an Sabine Yacoub fürs Scannen und helfen.


Theo Fieberbrain: Die Abenteuer des Theo Fieberbrain (1999)

Theo Fieberbrain (1) in Golem City: „Theo Fieberbrain hatte sich schon lange gefragt, was mit dieser Welt eigentlich nicht in Ordnung war, als er an einem Samstag auf dem Flohmarkt von einem Chinesen angesprochen wurde. (...) Theo drehte sich zu dem Alten hin und sah in seiner Hand ein silbernes Brillenetui mit bunten Mustern darauf. Bei einer Schale Tee erfuhr er, dass der Inhalt dieses Etuis ein besonderer war. 'Deine Augen', sagte der Chinese, 'sind die eines Kindes. Du wirst durch diese Brille sehen. Ich bin wirklich froh, dich gefunden zu haben.' Nun war Theo Fieberbrain ein Mensch, den so leicht nichts aus der Ruhe bringen konnte. 'Wird sie mir helfen, meinen Traum wiederzufinden?' fragte er. Der Alte betrachtete für eine Weile die Brille und dann Theo und sagte: 'Sie ist ein Werkzeug. Was du damit machst, ist allein deine Sache.'“ (Die ganze Geschichte)

Theo Fieberbrain (1) in Golem City: „Fred kam auf ihn zu und sprach mit ihm. Dabei stieß manchmal ganz plötzlich eine der Klingen aus seinem Körper hervor, wie die Zunge eines Chamäleons, und Theo wich nach hinten aus, im Reflex. Er nahm die Brille ab und sah den Sonnenschein, die Menschen auf der Straße, keine Messer, keine Wunden. Fred stand da, lächelte, und beide wunderten sich sehr. 'Was ist denn mit dir los?' fragte Fred, und Theo setzte schnell die Gläser wieder auf, um einem neuerlichen Degenstoß zu entgehen. 'Ich habe eine neue Brille', sagte Theo und ging weiter.“ (Die ganze Geschichte)

Theo Fieberbrain (1) in Golem City: „Sie alle gingen die Stufen des runden Turms hinauf, der kein Geländer hatte, Theo Fieberbrain unter ihnen. Als er die Steine genauer ansah, aus denen der Turm gebaut war, blieb er plötzlich stehen und kehrte nach unten zurück. Immer an der Wand lang, immer an der Wand lang. Damit ihn niemand sah, wie er ging. Damit er nicht im Wege stand. Unten lag der Hafen. Kein Schiff zu sehen. Theo legte sich an den Strand und hörte den Wellen zu. Er legte die Brille zurück ins Etui und würde sie später in seine Waffenkammer bringen. Er sah in den Himmel, bis dieser ganz aufgeräumt war, und er träumte von seinem Traum.“ (Die ganze Geschichte)

Theo Fieberbrain (1) in Golem City: „Die Stadt war in ein gelbrotes nebliges Licht getaucht. Es war angenehm und machte jede Bewegung leicht. Entspannt erreichte er die Hauptstraße und die ersten Menschen. Sie schienen wie sonst auch, bis auf einen Unterschied: Überall aus ihren Körpern wuchsen Messer. Waren es wirklich Messer? Theo kam näher, um diese Frage zu klären. Ja, es waren welche, und nun sah er auch, dass all die Leute, die da an ihm vorübergingen, überall Schnittwunden hatten, einige mit Blut verkrustet, andere noch frisch und in der Luft trocknend.“ (Die ganze Geschichte)


Vorstudie zum Bild Theo Fieberbrain (1) in Golem City


Weiteres Bild zu Theo Fieberbrain (1) in Golem City

Theo Fieberbrain (2) und der Dschinn: „Theo Fieberbrain hatte sich schon lange gefragt, was mit der Welt eigentlich nicht stimmte, als er eines Tages im Supermarkt von einem Afrikaner angesprochen wurde, der eine schwarze Lederjacke und Rastafari-Farben verstreut an seinem Körper trug. 'Du bist der Mann, der sich fragt, was mit dieser Welt eigentlich nicht stimmt', sagte er und verwendete den Zeigefinger zur Unterstützung seiner Aussage. Dann schaute er verschwörerisch nach rechts und links und holte eine Kassette hervor. Auf der Hülle sah man gelbe Muster vor einem schwarzen Hintergrund. Wie ein Baumgeäst, durch das ein heller Schein trat. 'Afrikanische Trommeln, mein Freund!' sagte der Mann, legte die Kassette in Theos Hand und verschwand.“ (Die ganze Geschichte)

Theo Fieberbrain (2) und der Dschinn: „Theo machte es sich auf seinem Futon bequem, nahm den Kopfhörer und lauschte den afrikanischen Trommeln. Weil ihm danach war, zündete er auch eine Kerze an. Die Rhythmen waren ganz nach seinem Geschmack. Da geschah es, dass aus der Kerze ein Geist entströmte, etwa so, wie man es aus Fantasy-Filmen kennt. Eine feingesichtige, wohlaussehende, schwarzhaarige Frau in weißem Kleid erschien vor Theo im Zimmer. Nun war Theo Fieberbrain kein Mann, der leicht aus der Fassung zu bringen wäre. Er griff zu seinen Zigaretten, nahm eine aus der Schachtel, und bevor er sie sich in den Mund steckte, fragte er den Geist: 'Möchtest du vielleicht rauchen?'„ (Die ganze Geschichte)

Theo Fieberbrain (2) und der Dschinn: „Es war sehr früh am Morgen. Die nackten Jäger hatten ihre Pfeile gespitzt und gingen auf Affenjagd. Ihre Füße waren leise. Sie zogen durch den Wald. Ihre Augen spähten in die Bäume, denn dort schliefen die Affen. Im Schlafe waren sie leichter zu treffen. Das ganze Dorf brauchte Nahrung.“ (Die ganze Geschichte)

Theo Fieberbrain (2) und der Dschinn: „Als abends die Hüttenmenschen satt am Feuer saßen, zufrieden lachend, Geschichten erzählend, kopulierend, als die Sonne bereits untergegangen war, da trauten sich Theo und Lara aus ihrer Deckung. Von einer Anhöhe, in sicherer Entfernung, beobachteten sie die Siedlung. Theo sah sie an. Sie hatte menschliche Gestalt angenommen und war von elfenhafter Erscheinung. 'Was zeigst du mir hier?' fragte er erschauernd. 'Es sind deine Leute, mein Freund', erwiderte Lara gelassen, 'und diese hier sind mir noch lieber, als die im zwanzigsten Jahrhundert. Bei denen kann man es nämlich nicht sehen'.“ (Die ganze Geschichte)

Theo Fieberbrain (2) und der Dschinn: „Die Kassette war zu Ende. Lara entschwand, und Theo legte den Kopfhörer beiseite. Er rieb sich die Augen. Er hatte da einen Traum gehabt, oder nicht? Schattenspiele, Lichtspiele.“ (Die ganze Geschichte)

Theo Fieberbrain (3) und die große Liebe: „Unten in der Kanalisation war sonst gar nichts. Außer dem Schmetterling, dieser einen Ratte und den Wasserwegen, die sich wie Nervenbahnen kreuzten. Vor einer Tür, auf die ein großes M geschrieben war, blieb die Ratte stehen. Theo pochte mit seinen beiden Fühlern an diese Tür, und sie öffnete sich. Vor ihm stand ein weiter grüner Garten. Er blickte die Ratte dankend und gleichzeitig fragend an, ob sie nicht mit hereinkommen wolle. Doch da verschloss sich das Tor schon wieder, und mit einem Gruß trottete die Ratte zurück.“

Theo Fieberbrain (3) und die große Liebe: „Diese Worte klangen zu gut für einen Fährmann dieses Kalibers, und so entschied sich Theo dafür, ihn zu betrügen. Bevor der Kapuzenmensch etwas Unangenehmes gegen ihn unternehmen konnte, konzentrierte sich Theo zurück auf das M, welches an der Tür geschrieben stand und verwandelte sich wieder in den Schmetterling. Da bog das Floß nach links in einen Seitenkanal und war verschwunden. So sehr sich der Schmetterling auch bemühte, das Boot wiederzufinden, es blieb aus. Kein Rock-and-Roll-Himmel für heute! Theo war enttäuscht und rauchte eine Zigarette. Plötzlich huschte die Ratte vorbei und flüsterte: 'Ich heiße übrigens Sigmund', und Theo fiel glatt die Zigarette aus der Hand, die trudelnd in die Tiefe fiel, bis er schließlich selbst von dem Strudel ergriffen wurde, sich noch im freien Fall zurückverwandelte und auf einer Couch in Wien landete, direkt vor dem Mikrofon von Professor Freud.“

Theo Fieberbrain strahlt (5): „Theo Fieberbrain hatte Angst. Mit der Welt war etwas nicht in Ordnung. Und Theo wusste zu viel. Er holte seine magische chinesische Brille aus der Waffenkammer und das Teleskop dazu. Fahrig sah er durch beide hindurch, nachdem er sich zu einer kleinen Anhöhe am Waldrand aufgemacht hatte. In der Ferne sah er Golem City und die Ledermenschen, die immer höher aufstiegen, langsam, unübersehbar.“

Der Versager: „was bin ich für ein versager! – ich liege auf meinem lager – am ende einer tagereise – von ganz schön laut bis ziemlich leise – ich zähl die läuse – auf der decke – und die zecken – die erschrecken – mich – und mäuse – in der zimmerecke – ich – bin nicht mal nager – bin totalversager -- krieg nichts auf die reihe – bis ich hilfe schreie – war in vielen heimen – die ließen mich nicht reimen – da bin ich auf die straße – wollt mir ne neue hose kaufen – doch ich vergaß die maße – jetzt muss ich in der alten laufen“ ...

Der Minister: „im studio heut' der herr minister – 'ne leichte beute, oh, da ist er – schon – kommt grad – zur tür 'rein – ton – und kamera bereit! – wird langsam zeit -- geht alles übern sender – und später gehn die bänder – ins archiv – ganz tief – ins kollektivgedächtnis – ein richtiges vermächtnis – hat sich da angesammelt – alles, was recht und schlecht ist – es ist gerammelt – voll von dokumenten – was gerecht ist – denn die konsumenten – sind die wähler – ist kein fehler – sie zu informieren – über renten – delinquenten – kinderquäler – beitragspflicht – sie gieren – g'radezu nach dem bericht – und die politiker verlieren – meist das gesicht – wenn wir sie konfrontieren – mit ihren äußerungen – und kritisieren – ist uns schon öfter mal gelungen“ ...

Albert: „ach albert, mensch, lang nichts gehört! – nee nee, hast mich gar nicht gestört – ich sitz hier grad rum und döse – und mach nicht viel getöse – und du, wie geht's denn immer? – ach was, du suchst 'n zimmer! – na, das' ja ganz was neues! – die ute hat dich rausgeschmissen – die frauen: lieb sie, und bereu es – kaputt das herz, verheult das kissen – mensch, konnt'ste das nich vorher wissen?“

                                  hoch
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